Aus Pfarrer Culmann’s Pfarrbuch von 1866
Entnommen aus dem Buch
„GROSSNIEDESHEIM - IN DER GESCHICHTE DES ORTES GEBLÄTTERT“

Es folgen Teile einer Leseabschrift eines in der alten Schrift geschriebenen Pfarrbuchs der evangelischen Kirchengemeinde in Großniedesheim. Die Leseabschrift ist wortgetreu, d.h. in der damaligen Schreibweise. Der Schreiber war bemüht keine Fehler zu machen, kann dies jedoch nicht immer, insbesondere bei sehr schlechter Schrift und bei Eigennamen ausschließen.

I. Historischer Teil

   Auszüge aus: „Kurze Geschichte der prot. Pfarrei Großniedesheim“

 

1. Entstehung des Pfarrortes und der dazugehörigen Dörfer und Weiler, Höfe pp., insofern darüber gedruckt oder handschriftliche Nachrichten vorhanden sind.
Die Entstehung des Pfarrortes ist unbekannt. Er hieß in den frühesten Zeiten Uzelnheim und kommt als solcher vor im XIII. Jahrhundert. Aus Uzelnheim entstand Nizelsheim auch Nittelsheim. Als solcher kommt er vor in einer im Jahre 1456 errichteten Heirathsabrede zwischen Melchior von Dune einerseits, Sohn von Myräch, Herr zu Oberstein und Margarethe Gräfin von ??? andererseits, Tochter von Wilhelm, Graf von Virneburg und Francisca von ???, nach welcher Heirathsabrede Graf von Virneburg seinem Eidam Melchior von Dune, unter anderem besonders Nittelsheim verschrieben hat. Auch unter dem Namen Nittelsheim erscheint der Ort. Im Jahre 1315 verkauften David und Sigelo, Gebrüder aus Guntheim, zwei Theile vom großen und kleinen Zehnten im Dorfe Nithensheim, Wormser Bisthums, mit allen Rechten und Zugehörigen an das Zisterzienser Kloster Rosenthal. Aus Nittelsheim, Nithensheim entstand Nittesheim, Niddesheim und endlich Niedesheim und zwar zum Unterschied von dem nahen dabei gelegenen Kleinniedesheim – Großniedesheim genannt.
Kleinniedesheim zur Pfarrei gehörig, hieß von Alters ebenfalls Uzelnheim. Unter diesem Namen erscheint es in einem Act von 1270, wo Gerbod und Godefried von Moro mit Bewilligung des Bischofs Eberhard von Worms das Recht des Pfarrsatzes dem Domdechant und Capitol St. Andreas von Worms übergaben. Großniedesheim hieß Oberuzelnheim, Kl’Niedesheim: Unteruzelnheim. Diese Namensänderungen von Kl’Niedesheim gingen übrigens gleichen Gang mit Groß-Niedesheim

Vid: Schem. Histor. Episcop. Vormat. und Widder’s geograph. Beschrbg der Churpfalz.

2. Gründung der Pfarrei und Parochie.
Die beiden, die Pfarrei bildenden Gemeinden Groß- und Kleinniedesheim waren früher, jede für sich, eine eigene Pfarrei. Nach Widder soll die Kirche zu Groß-Niedesheim schon im XIII Jahrhundert zur Domprobstei Worms gehört haben. Nach der Reformation ist der lutherische Gottesdienst darin eingeführt worden. Es ist nicht gewiss wann, aber sehr wahrscheinlich bald nach dem Reichstag zu Worms 1521, wo überhaupt die Dörfer der Umgebung der Reformation zufielen.
Kl’Niedesheim hatte bis 1808 seine eigenen Pfarrer. Über die Gründung dieser zugewiesenen Pfarrei fehlen gänzlich alle Nachrichten. Sie hatte ein Pfarrgut von 26 Morgen, welches der dasige Pfarrer Gaß an das St. Andreas-Stiftr zu Worms gegen eine Naturalabgabe von, in anno pari 25 u.in anno unpari 26 Malter Korn in Erbbestand gab. Die fränkische Republik hat dieses Gut als Nationalgut versteigern lassen.

Ergänzungen
Ungeachtet aller Umwälzungen, die der 30 jährige Krieg, die Französische Revolution und vor allem die Kurfürsten der Pfalz auf den Gebieten der Kirche brachten, blieben beide Gemeinden der lutherischen Konfession treu.
1818 schlossen sie sich der Union der lutherischen und reformierten Gemeinden an, die damals auf einer Generalsynode in Kaiserslautern beschlossen wurde.
Zum 01.01.1976 wurde die Pfarrei Großniedesheim aufgelöst und bildete mit Heuchelheim die heutige Kirchengemeinde Heuchelheim-Niedesheim. Da die Kirchengemeinde Großniedesheim schon seit 1970 von der Pfarrei Heuchelheim mitbetreut wurde, befand sich der Pfarrsitz seit dieser Zeit bereits in Heuchelheim. Nach dem Beschluss des Presbyteriums das Heuchelheimer Pfarrhaus zu verkaufen, wurde der Pfarrsitz Mitte 2013 wieder nach Großniedesheim verlegt. Er befindet sich seitdem  im ehemaligen Pfarrhaus, dem heutigen ev. Gemeindehaus in Großniedesheim.